Häuser des Jahres – Die besten Einfamilienhäuser 2014

Das Einfamilienhaus – geprägt von gekonnter Innen-Raumplanung

Der Wettbewerb „Häuser des Jahres“ genießt ein wachsendes Interesse. Dieses Jahr hatte die Jury 255 Arbeiten zu begutachten. Da das Preisgericht sowohl mit festen als auch wechselnden Mitgliedern besetzt ist, stellt sich regelmäßig eine nahrhafte Balance aus Erfahrung, Übersicht und unvoreingenommenem Urteil ein.

Einfamilienhäuser – wenn man diesen in die Jahre gekommenen Begriff für die in Deutschland beliebteste Wohnform noch verwenden will – werden von Architekten seit langem kritisch betrachtet. 1992 kommentierte Meinhard v. Gerkan: „Einfamilienhaussiedlungen sind überwiegend Beispielsammlungen gestalterischer Entgleisungen und kurzlebiger Moden.“ Er monierte, dass die gestalterische Freiheit des Bauherrn eine selbsttrügerische Fiktion sei, weil sie gerade nicht seine höchstpersönliche Individualität zum Ausdruck bringe, sondern den diktatorischen Konformismus modischer Beliebigkeit.

Mit dieser Einsicht galt es, die Spreu vom Weizen zu trennen. Zwar suchte die Jury die Besten für das Jahr 2014, aber natürlich mit dem Anspruch, dass diese Häuser eine langfristig gültige Qualität besitzen. Wer heute baut und wirklich einen Architekten beauftragt, erwartet keine Grundrisse in der abstrahierten Hierarchie einer bürgerlichen Ordnung, sondern die Umschreibung seiner gewünschten Lebensweise. Dabei fällt auf, wie diese Bauaufgabe, dieser einfache Auftrag, ein Gehäuse mit Zimmern, Küche und Bad herzustellen, erstaunliche Raumschöpfungen zeitigt. Vor allem dann, wenn nicht nur Nutzflächen gestapelt, sondern mit Treppen, Lufträumen und Galerien dreidimensional erlebbare, lichte Wohnskulpturen entstehen. Das zeichnet diesmal viele Beiträge aus: Innen-Raumplanung.

Natürlich waren große, sehr teure, hinreißend detaillierte Häuser dabei. Auch Feriendomizile und Zweitwohnungen, aber selbst von diesen Lösungen lässt sich lernen. Schon um ihre Grundstücke könnte man die Bauherren beneiden. Die beklagten Einfamilienhaussiedlungen waren nicht dabei.

Wie immer werden die ausgewählten 50 Beispiele nachvollziehbar vorgestellt. Professionelle Innen- und Außenaufnahmen zeigen jedes Objekt von seiner besten Seite, daneben stehen die Pläne der Architekten sowie Gebäudedaten und Projektbeschreibungen als wissenswerte Hintergrundinformation. Die Grundrisse und Schnitte sind in den Maßstäben 1:200 und 1:400 wiedergegeben. Um die Einbindung des Gebäudes in das städtebauliche Umfeld sowie seine Orientierung und Situation auf dem Grundstück zu verstehen, ist jeweils ein nicht maßstäblicher, genordeter Lageplan abgebildet. Das beschriebene Haus ist dort farblich hervorgehoben. Die Gebäudedaten, soweit einheitlich zu ermitteln, fassen die wichtigsten Merkmale übersichtlich zusammen: Sie geben Auskunft über Grundstücksgröße, Wohn- und Nutzfläche, Anzahl der Bewohner, Bauweise, Baukosten, Energiekennwerte sowie das Baujahr. Alle Kostenangaben verstehen sich, soweit nicht anders angegeben, im Sinne der DIN 276 als sogenannte reine Baukosten inklusive der jeweiligen Mehrwertsteuer. Nicht enthalten sind die Grundstücks-, Erschließungs-, Bauneben- und Finanzierungskosten sowie das Architektenhonorar. Bei einigen Projekten werden die Baukosten auf Wunsch der Bauherren nicht veröffentlicht.

Fakten zum Wettbewerb:
Zum vierten Mal lobte der Callwey Verlag in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Architektur Museum und der Unterstützung des InformationsZentrum Beton den Wettbewerb „Häuser des Jahres – die besten Einfamilienhäuser“ aus. Die überzeugend besetzte Jury erkor im Februar 2014 aus 225 Einreichungen 50 Projekte und benannte aus diesen einen Preisträger, vier Auszeichnungen sowie drei  Anerkennungen. Dabei wurde Wert auf Nachhaltigkeit, innovativen Einsatz von Materialien, kreativen Umgang mit der baulichen Situation und auf konsequente Ausführung gelegt. Das Buch zum Wettbewerb präsentiert diese 50 besten Häuser – mit zahlreichen Fotos, Lage- und Architektenplänen und aussagekräftigen Projektbeschreibungen aus der Feder von Wolfgang Bachmann, Publizist und ehemaliger Herausgeber des Architektur-Magazins Baumeister. Und Ulf Poschardt, stellvertretender Chefredakteur der Welt-Gruppe, steuert die Einleitung bei.

Den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis gewann Thomas Kröger Architekt aus Berlin mit seinem Werkhaus in Gerswalde. Die Jury war begeistert von Materialverwendung und -behandlung, von der Selbstverständlichkeit sowie der Raumwirkung und Eleganz der Architektur. Thomas Kröger erhielt außerdem noch eine Auszeichnung – bisher einmalig in der Geschichte des Wettbewerbs.

Auszeichnungen erhielten:
Think Architecture, Zürich, für Vier Hofhäuser (Zumikon, CH);
Bernardo Bader Architekten, Dornbirn, für das Haus am Moor (Krumbach, A);
Thomas Kröger Architekt, Berlin, für das Schwarze Haus (Pinnow);
Gian Salis Architekt, Zürich, für ein Wohnhaus am Hang (Grenzach-Whylen, CH);

Anerkennungen gingen an:
clavienrossier architectes, Genf, für das House Construction (Genf);
bergmeisterwolf architekten, Brixen, für die Strukturen im Hang (Neustift, I);
Bearth & Deplazes Architekten, Chur, für das Wohnhaus Kieber (Schann, FL).

Diese acht Arbeiten präsentiert das Deutsche Architekturmuseum (Frankfurt am Main) vom 12. September bis 23. November 2014 in einer Ausstellung.

Weitere Infos unter http://haeuser-des-jahres.com. Partner des Wettbewerbs sind das Deutsche Architekturmuseum, das InformationsZentrum Beton, der Baumeister, die Welt am Sonntag sowie der Callwey Verlag.

Die Autoren
Dr. Ulf Poschardt ist stellvertretender Chefredakteur der Welt-Gruppe, die u. a. die Zeitungen Welt, Welt am Sonntag und Welt kompakt umfasst. Geboren 1967, studierte Ulf Poschardt Journalistik an der Universität München und der Deutschen Journalistenschule. Zudem studierte er Philosophie an der Hochschule für Philosophie S.J. und promovierte 1995 bei Friedrich Kittler über „DJ Culture“ an der HU Berlin. Von 1996 bis 2000 war er Chefredakteur des Magazins der Süddeutschen Zeitung und arbeitet im Anschluss als Creative Director für die Welt am Sonntag. Von 2005 bis 2008 war er Gründungschefredakteur von Vanity Fair, bevor er zur Welt-Gruppe zurückkehrte und seine derzeitige Position übernahm. Dr. Ulf Poschardt lebt und arbeitet in Berlin.

Dr. Wolfgang Bachmann war nach Architekturstudium und Büropraxis Redakteur bei der Bauwelt in Berlin, von 1991 bis 2011 als Chefredakteur für den Baumeister in München verantwortlich und anschließend bis 2013 dessen Herausgeber. Er juriert, moderiert, hält Vorträge und schreibt Kritiken, Glossen und Kurzgeschichten für Zeitungen, Magazine und Bücher.

Die Jury
Vorsitz: Peter Cachola Schmal (Direktor des DAM); Dr.-Ing. Wolfgang Bachmann (Publizist); Prof. Manfred Hegger (Architekt und Professor für Entwerfen und Energieeffizientes Bauen an der TU Darmstadt); Thomas Kaczmarek (InformationsZentrum Beton), Simon Frommenwiler (HHF Architekten und Preisträger des Jahres 2013).

Ulf Poschardt, Wolfgang Bachmann
Häuser des Jahres
Die besten Einfamilienhäuser 2014
272 Seiten
623 farbige Abbildungen und Pläne
23 x 29,7 cm
gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7667-2097-9

Verlag: Callwey Verlag